„Ich gehe davon aus, dass Ihr Euch da keine Balken drauf macht“, mahnte Prüfer Lothar Ratschke die Danprüflinge des Karatelehrgangs am Samstag, den 9. Juli in Mühldorf. Er kritisierte dabei die Unart einiger Schwarzgurte, sich ihren Dan-Grad in Form von leuchtend-gelben Balken auf den Gürtel zu nähen und damit ihren „Rang“ zur Schau zu tragen, quasi wie beim Militär. Das wahre Können eines Karateka jedoch spiegelt sich in der Qualität der Techniken und Kombinationen, seinem Auftreten, Wissen und Charakter wieder.

Wozu dann aber eine Prüfung? Durch die gezielte Vorbereitung auf ein Ziel beschäftigt man sich mit einem bestimmten Themengebiet wesentlich intensiver und erlangt dadurch entsprechendes Wissen und Fähigkeiten. Einer der Karatetrainer des TSV Grünwald, Peter Henkel, hat sich in den letzten 10 Monaten intensiv mit den Themen des 2. Dan auseinandergesetzt und sich am vergangenen Samstag dieser Prüfung gestellt. Als Kürkata hatte er sich die „Kanku Sho“ mit den dazugehörigen Anwendungen (Bunkai) ausgesucht, als Pflichtkata wählten die Prüfer Lothar Ratschke und Fritz Oblinger die „Tekki Shodan“. Insgesamt haben in Mühldorf sieben Karateka ihre Danprüfung bestanden, zwei zum 1. Dan, drei zum 2. Dan und jeweils einer zum 3. bzw. 4. Dan. Die Details der unter Ausschluss der Öffentlichkeit durchgeführten Prüfungen bleiben wie üblich unter den Beteiligten, jedoch lässt die Kürze der Prüfung mit jeweils ca. 40 Minuten pro Graduierung auf sehr gute Leistungen schließen.

Der Prüfung vorausgegangen war ein äußerst interessanter und spannender Karatelehrgang mit den beiden Meistern, die trotz brütender Hitze ca. 100 Karateka zu Höchstleistungen motivieren konnten. Thema der Oberstufe waren die Kata Enpi und Ji'in mit Anwendungen sowie Happo Kumite, bei welchem sich ein Verteidiger gegen mehrere ihn kreisförmig umgebende Angreifer zur Wehr setzen muss.

Bereits am Donnerstag zuvor haben Florian Leicher und Clara Leitz ihre Prüfung zum 4. Kyu (zweiter Violettgurt) bestanden. Auch hier überzeugten die Prüflinge mit sehr guten Leistungen. Lediglich dem Störfaktor „Lampenfieber“ muss noch wirkungsvoller begegnet werden, was Prüfer Max Obermaier den Prüflingen als Aufgabe für die Braungurtvorbereitung mit auf den Weg gegeben hat.

Übrigens kann man auch als Laie den Stand eines Schwarzgurtes einschätzen: Je ausgebleichter und abgenutzter sein Gürtel ist, desto härter, öfter, länger und intensiver hat er trainiert, dementsprechend groß ist sein Wissen und sein Erfahrungsschatz.

Max Obermaier

Prüfling und Prüfer

Erschienen:

  • Grünwalder Isar-Anzeiger, 14. Juli 2011
  • Harlachinger Rundschau, 20. Juli 2011